Dienstag, 25. Januar 2022

Rezension | Das Patriarchat der Dinge

Werbung | Rezensionsexemplar

Das Patriarchat der Dinge
Quelle: DuMont

Titel: Das Patriarchat der Dinge – Warum die Welt Frauen nicht passt
Autor/in: Rebekka Endler

Herausgeber: DuMont Verlag
Preis: 22,00 € Hardcover - 12,99 € Taschenbuch - 15,99€ eBook
Buchlänge: 336 Seiten
ISBN: 978-3-8321-8136-9
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Inhalt: 

Unsere Umwelt wurde von Männern für Männer gestaltet. In ›Das Patriarchat der Dinge‹ öffnet Rebekka Endler uns die Augen für das am Mann ausgerichtete Design, das uns überall umgibt. Und sie zeigt, welche mitunter lebensgefährlichen Folgen dies für Frauen hat. Unsere komplette Schulmedizin ist – mit Ausnahme der Gynäkologie – auf den Mann geeicht. Von Diagnostik-Verfahren und medizinischen Geräten bis hin zur Dosierung von Medikamenten. Aber auch die Dummys für Crash-Tests von Autos sind am männlichen Körper ausgerichtet und damit das ganze Auto samt Airbags und Sicherheitsgurten. Der öffentliche Raum ist ebenso für Männer gemacht: Architektur, Infrastruktur und Transport, sogar die Anzahl öffentlicher Toiletten.
Wer überlebt einen Herzinfarkt? Wer friert am Arbeitsplatz und für wen ist er gestaltet? Für wen sind technische Geräte gut zu bedienen? Für wen ist das Internet?
Das Patriarchat ist Urheber und Designer unserer Umwelt. Wenn wir uns das bewusst machen, erscheinen diese Fragen plötzlich in einem ganz anderen Licht.


Meine Meinung: 

Unsere Welt ist für Männer designt, dabei ist die Hälfte unserer Bevölkerung weiblich. Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch sehr gefährlich. Die Autorin zeigt eine Vielzahl von Problemen auf, die teilweise einfach nur frauenfeindlich sind, aber leider auch realistisch lebensbedrohlich. Ist das nicht etwas übertrieben? Leider nein, Rebekka Endler zeigt auch warum. In ihrem Buch führt sie den Leser durch die Bereiche Sprache, öffentlicher Raum, Technologie, Arbeitswelt, Mode und mehr. Dabei betont sie zudem immer wieder, dass sie damit nur an der Spitze des Eisberges kratzt (ein Buch hat leider nur eine begrenzte Seitenzahl).

Rebekka Endler schreibt schonungslos und sarkastisch und zeigt so viele Dinge aus unserer designten Welt auf, die Frauen nicht passen, dass der Leser selbst gleich mit wütend wird. Wie kann es sein, dass Autofahren für Frauen so viel gefährlicher ist als für Männer, nur weil Autos auf die Sicherheit für einen Durchschnittsmann ausgerichtet sind? Wir leben im Jahr 2022 und noch immer herrscht ein so gewaltiges Ungleichgewicht. Und bei der Autosicherheit fängt es gerade einmal an. Weiter geht es zu öffentlichen Toiletten, Medizin und Hosentaschen (Hast du dich schon einmal gefragt, warum in Frauentaschen so viel weniger passt als in Männertaschen?). Warum gibt es diese Ungleichheit? Es ist ganz einfach: Der Mann ist das Maß aller Dinge, die Frau ist eine Abweichung, die einer (meist schlechteren) Extrawurst bedarf. Warum ist das so? Geld, Macht und Faulheit, um mal einige der Probleme zu nennen.

Rebekka Endler öffnet dem Leser die Augen über alltägliche Dinge, die teilweise so frauenfeindlich und "normal" zugleich sind, dass wir sie erst gar nicht wahrnehmen. Ich bin mehrfach fast vom Sofa gefallen, so erschreckt haben mich einige dieser Tatsachen. Die Unterdrückung ist noch immer überall – und viele Frauen merken dies nicht einmal. Es ist noch viel zu tun und dieses Buch zeigt mal wieder, wie wichtig der Feminismus, gerade heute, immer noch ist.

Leider muss ich auch ein paar kritische Anmerkungen äußern, die mir das Lesen erschwert haben. Zum einen habe ich oft den Faden verloren, gerade wenn etwas mehr Zeit zwischen den Lesestunden lag. Das liegt daran, dass Endler sehr ausführlich und mit vielen Beispielen erzählt, was natürlich einerseits gut ist, mich aber auch etwas gelangweilt hat und ich daher gerne mal mehrere Absätze einfach überflogen habe. Außerdem nutzt sie vielmals Fachwörter und Belege, die ich nicht kannte und daher eigene Recherchen anstellen musste. Das ist nicht unbedingt etwas Schlechtes, allerdings kam es so oft vor, dass es schon wieder anstrengend war. 

Ihr Schreibstil an sich ist lebhaft und anschaulich, dazu mit Wut und Sarkasmus gespickt, was mir gut gefallen hat. An einigen Stellen konnte man regelrecht spüren, wie Endlers Gefühle übergesprudelt sind und sich in den Text des Buches verwandelt haben. Auch dies hätte, meiner subjektiven Meinung nach, teilweise etwas zurückgenommen werden können.

"Das Patriarchat der Dinge" ist nicht nur wichtig und informativ, sondern auch provokativ, ehrlich und ein schockierender Augenöffner für Frauen (und Männer). Das Buch überzeugt mit den alltäglichsten Beispielen und einer Tiefe an Recherchen. Es ist super spannend und macht auf die richtige Art wütend. Der Kampf um Gleichberechtigung steht noch ganz am Anfang.

Fazit: 

Ein schonungsloses Buch mit vielen Aha-Momenten und leider einigen Längen, das dennoch jede(r) lesen sollte.

Ich gebe "Das Patriarchat der Dinge" 3 von 5 Federn.

Danke an Netgalley und den Verlag für das Rezensionsexemplar.

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